VIERTE SZENE

Die Szene verwandelt sich, nur in umgekehrter Weise, wie zuvor; die Verwandlung fuhrt wieder an den Schmieden voruber. Fortdauernde Verwandlung nach oben. Schlieslich erscheint wieder die 
freie Gegend auf Bergeshohen
wie in der zweiten Szene; nur ist sie jetzt noch in fahle Nebel verhullt, wie vor der zweiten Verwandlung nach Freias Abfuhrung.

(Wotan und Loge, den gebundenen Alberich mit sich fuhrend, steigen aus der Kluft herauf.)

LOGE

Da, Vetter, sitze du fest!
Luge Liebster, dort liegt die Welt,
die du Lungrer gewinnen dir willst:
welch Stellchen, sag',
bestimmst du drin mir zu Stall?

(er schlagt ihm tanzend Schnippchen)

ALBERICH

Schandlicher Schacher! Du Schalk! Du Schelm!
Lose den Bast, binde mich los,
den Frevel sonst busest du Frecher!

WOTAN

Gefangen bist du, fest mir gefesselt,
wie du die Welt, was lebt und webt,
in deiner Gewalt schon wahntest,
in Banden liegst du vor mir,
du Banger kannst es nicht leugnen!
Zu ledigen dich, bedarf 's nun der Losung.

LOGE

Soll Rache dir frommen,
vor allem rate dich frei:
dem gebundnen Manne bust kein Freier den Frevel.
Drum, sinnst du auf Rache,
rasch ohne Saumen
sorg' um die Losung zunachst!

(er zeigt ihm, mit den Fingern schnalzend, die Art der Losung an)

ALBERICH

(barsch)

So heischt, was ihr begehrt!

WOTAN

Den Hort und dein helles Gold.

ALBERICH

Gieriges Gaunergezucht!

(fur sich)

Doch behalt' ich mir nur den Ring,
des Hortes entrat' ich dann leicht;
denn von neuem gewonnen und wonnig genahrt
ist er bald durch des Ringes Gebot:
eine Witzigung war 's,
die weise mich macht;
zu teuer nicht zahl' ich,
lass' fur die Lehre ich den Tand.

WOTAN

Erlegst du den Hort?

ALBERICH

Lost mir die Hand, so ruf' ich ihn her.

(Loge lost ihm die Schlinge an der rechten Hand. )

(Alberich beruhrt den Ring mit den Lippen und murmelt heimlich einen Befehl.)

Wohlan, die Nibelungen rief ich mir nah'.
Ihrem Herrn gehorchend, hor' ich den Hort
aus der Tiefe sie fuhren zu Tag:
nun lost mich vom lastigen Band!

WOTAN

Nicht eh'r, bis alles gezahlt.
(Die Nibelungen steigen aus der Kluft herauf, mit den Geschmeiden des Hortes beladen. Wahrend des Folgenden schichten sie den Hort auf.)

ALBERICH

O schandliche Schmach!
Das die scheuen Knechte
geknebelt selbst mich ersch'aun!

(zu den Nibelungen)

Dorthin gefuhrt, wie ich's befehlt'!
All zu Hauf schichtet den Hort!
Helf' ich euch Lahmen?
Hieher nicht gelugt!
Rasch da, rasch!
Dann ruhrt euch von hinnen,
das ihr mir schafft!
Fort in die Schachten!

Weh' euch, find' ich euch faul!
Auf den Fersen folg' ich euch nach!

(er kust seinen Ring und streckt ihn gebieterisch aus. Wie von einem Schlage getroffen, drangen sich die Nibelungen scheu und angstlich der Kluft zu, in die sie schnell hinabschlupfen.)

Gezahlt hab' ich;
nun last mich zieh'n:
und das Helmgeschmeid',
das Loge dort halt,
das gebt mir nun gutlich zuruck!

LOGE

(den Tarnhelm zum Horte werfend)

Zur Buse gehort auch die Beute.

ALBERICH

Verfluchter Dieb!

(leise)

Doch nur Geduld!

Der den alten mir schuf, schafft einen andern:
noch halt' ich die Macht, der Mime gehorcht.

Schlimm zwar ist's, dem schlauen Feind
zu lassen die listige Wehr!
Nun denn! Alberich lies euch alles:
jetzt lost, ihr Bosen, das Band.

LOGE

(zu Wotan)

Bist du befriedigt?

Lass' ich ihn frei?

WOTAN

Ein goldner Ring ragt dir am Finger;
horst du, Alp?

Der, acht' ich, gehort mit zum Hort.

ALBERICH

(entsetzt)

Der Ring?

WOTAN

Zu deiner Losung must du ihn lassen.

ALBERICH

(bebend)

Das Leben, doch nicht den Ring!

WOTAN

(heftiger)

Den Reif' verlang' ich,
mit dem Leben mach', was du willst!

ALBERICH

Los' ich mir Leib und Leben,
den Ring auch mus ich mir losen;
Hand und Haupt, Aug' und Ohr sind nicht mehr mein Eigen,
als hier dieser rote Ring!

WOTAN

Dein Eigen nennst du den Ring?

Rasest du, schamloser Albe?

Nuchtern sag',
wem entnahmst du das Gold,
daraus du den schimmernden schufst?

War's dein Eigen, was du Arger der Wassertiefe entwandt?

Bei des Rheines Tochtern hole dir Rat,
ob ihr Gold sie zu eigen dir gaben,
das du zum Ring dir geraubt!

ALBERICH

Schmahliche Tucke!

Schandlicher Trug!

Wirfst du Schacher die Schuld mir vor,
die dir so wonnig erwunscht?

Wie gern raubtest
du selbst dem Rheine das Gold,
war nur so leicht
die Kunst, es zu schmieden, erlangt?

Wie gluckt es nun dir Gleisner zum Heil,
das der Niblung, ich, aus schmahlicher Not,
in des Zornes Zwange,
den schrecklichen Zauber gewann,
dess' Werk nun lustig dir lacht?

Des Unseligen, Angstversehrten fluchfertige, furchtbare Tat,
zu furstlichem Tand soll sie frohlich dir taugen,
zur Freude dir frommen mein Fluch?
Hute dich, herrischer Gott!

Frevelte ich, so frevelt' ich frei an mir:
doch an allem, was war,ist und wird,
frevelst, Ewiger, du,entreisest du frech mir den Ring!

WOTAN

Her der Ring!
Kein Recht an ihm
schworst du schwatzend dir zu.

(er ergreift Alberich und entzieht seinem Finger mit heftiger Gewalt den Ring.)

ALBERICH

(graslich aufschreiend)

Ha! Zertrummert! Zerknickt!

Der Traurigen traurigster Knecht!

WOTAN

(den Ring betrachtend)

Nun halt' ich, was mich erhebt,
der Machtigen machtigsten Herrn!

(er steckt den Ring an)

LOGE

Ist er gelost?

WOTAN

Bind' ihn los!

LOGE

(lost Alberich vollends die Bande)

Schlupfe denn heim!
Keine Schlinge halt dich:
frei fahre dahin!

ALBERICH

(sich vom Boden erhebend)

Bin ich nun frei?

(mit wutendem Lachen)

Wirklich frei?
So grus' euch denn meiner Freiheit erster Grus! -
Wie durch Fluch er mir geriet,
verflucht sei dieser Ring!

Gab sein Gold mir Macht ohne Mas,
nun zeug' sein Zauber Tod dem, der ihn tragt!

Kein Froher soll seiner sich freun,
keinem Glucklichen lache sein lichter Glanz!

Wer ihn besitzt, den sehre die Sorge,
und wer ihn nicht hat, den nage der Neid!
Jeder giere nach seinem Gut,
doch keiner geniese mit Nutzen sein!

Ohne Wucher hut' ihn sein Herr;
doch den Wurger zieh' er ihm zu!

Dem Tode verfallen, fesle den Feigen die Furcht:
solang er lebt, sterb' er lechzend dahin,
des Ringes Herr als des Ringes Knecht:
bis in meiner Hand den geraubten wieder ich halte! -
So segnet in hochster Not
der Nibelung seinen Ring!

Behalt' ihn nun,

(lachend)

hute ihn wohl:

(grimmig)

meinem Fluch fliehest du nicht!

(er verschwindet schnell in der Kluft. Der dichte Nebelduft des Vordergrundes klart sich allmahlich auf)

LOGE

Lauschtest du seinem Liebesgrus?

WOTAN

(in den Anblick des Ringes an seiner Hand versunken)

Gonn' ihm die geifernde Lust!

(es wird immer heller)


LOGE

(nach rechts in die Szene blickend)

Fasolt und Fafner nahen von fern:
Freia fuhren sie her.

(Aus dem sich immer mehr zerteilenden Nebel erscheinen Donner, Froh und Fricka und eilen dem Vordergrunde zu.)

FROH

Sie kehren zuruck!

DONNER

Willkommen, Bruder!

FRICKA

(besorgt zu Wotan)

Bringst du gute Kunde?

LOGE

(auf den Hort deutend)

Mit List und Gewalt gelang das Werk:
dort liegt, was Freia lost.

DONNER

Aus der Riesen Haft naht dort die Holde.

FROH

Wie liebliche Luft wieder uns weht,
wonnig' Gefuhl die Sinne erfullt!
Traurig ging es uns allen,
getrennt fur immer von ihr,
die leidlos ewiger Jugend jubelnde Lust uns verleiht.

(Der Vordergrund ist wieder hell geworden; das Aussehen der Gotter gewinnt wieder die erste Frische: uber dem Hintergrunde haftet jedoch noch der Nebelschleier, so das die Burg unsichtbar bleibt. Fasolt und Fafner treten auf, Freia zwischen sich fuhrend.)

FRICKA

(eilt freudig auf die Schwester zu, um sie zu umarmen)

Lieblichste Schwester, suseste Lust!
Bist du mir wieder gewonnen?

FASOLT

(ihr wehrend)

Halt! Nicht sie beruhrt!
Noch gehort sie uns.
Auf Riesenheims ragender Mark rasteten wir; mit treuem Mut
des Vertrages Pfand pflegten wir.
So sehr mich's reut, zuruck doch bring' ich's,
erlegt uns Brudern die Losung ihr.

WOTAN

Bereit liegt die Losung:
des Goldes Mas sei nun gutlich gemessen.

FASOLT

Das Weib zu missen, wisse, gemutet mich weh:
soll aus dem Sinn sie mir schwinden des Geschmeides Hort haufet denn so,
das meinem Blick die Bluhende ganz er verdeck'!

WOTAN

So stellt das Mas nach Freias Gestalt!

(Freia wird von den beiden Riesen in die Mitte gestellt. Darauf stosen sie ihre Pfahle zu Freias beiden Seiten so in den Boden, das sie gleiche Hohe und Breite mit ihrer Gestalt messen.)

FAFNER

Gepflanzt sind die Pfahle nach Pfandes Mas;
Gehauft nun full' es der Hort!

WOTAN

Eilt mit dem Werk: widerlich ist mir's!

LOGE

Hilf mir, Froh!

FROH

Freias Schmach eil' ich zu enden.

(Loge und Froh haufen hastig zwischen den Pfahlen die Geschmeide)

FAFNER

Nicht so leicht und locker gefugt!

(er druckt mit roher Kraft die Geschmeide dicht zusammen)

Fest und dicht full' er das Mas.

(er beugt sich, um nach Lucken zu spahen)

Hier lug' ich noch durch:
verstopft mir die Lucken!

LOGE

Zuruck, du Grober!

FAFNER

Hierher!

LOGE

Greif' mir nichts an!

FAFNER

Hierher! Die Klinze verklemmt!

WOTAN

(unmutig sich abwendend)

Tief in der Brust brennt mir die Schmach!

FRICKA

(den Blick auf Freia geheftet)

Sieh, wie in Scham schmahlich die Edle steht:
um Erlosung fleht stumm der leidende Blick.
Boser Mann! Der Minnigen botest du das!

FAFNER

Noch mehr! Noch mehr hierher!

DONNER

Kaum halt' ich mich: schaumende Wut
weckt mir der schamlose Wicht!
Hierher, du Hund! Willst du messen,
so mis dich selber mit mir!

FAFNER

Ruhig, Donner!

Rolle, wo's taugt:
hier nutzt dein Rasseln dir nichts!

DONNER

(holt aus)

Nicht dich Schmahl'chen zu zerschmettern?

WOTAN

Friede doch!
Schon dunkt mich Freia verdeckt.

LOGE

Der Hort ging auf.

FAFNER

(mist den Hort genau mit dem Blick und spaht nach Lucken)

Noch schimmert mir Holdas Haar:
dort das Gewirk wirf auf den Hort!

LOGE

Wie? Auch den Helm?

FAFNER

Hurtig, her mit ihm!

WOTAN

Las ihn denn fahren!

LOGE

(wirft den Tarnhelm auf den Hort)

So sind wir denn fertig!
Seid ihr zufrieden?

FASOLT

Freia, die Schone, schau' ich nicht mehr:
so ist sie gelost? Mus ich sie lassen?

(er tritt nahe hinzu und spaht durch den Hort)

Weh! Noch blitzt ihr Blick zu mir her;
des Auges Stern strahlt mich noch an:
durch eine Spalte mus ich's erspah'n.

(auser sich)

Seh' ich dies wonnige Auge,
von dem Weibe lass' ich nicht ab!

FAFNER

He! Euch rat' ich,
verstopft mir die Ritze!

LOGE

Nimmersatte!

Seht ihr denn nicht,
ganz schwand uns der Hort?

FAFNER

Mitnichten, Freund! An Wotans Finger
glanzt von Gold noch ein Ring:
den gebt, die Ritze zu fullen!

WOTAN

Wie !

Diesen Ring?

LOGE

Last euch raten!
Den Rheintochtern gehort dies Gold;
ihnen gibt Wotan es wieder.

WOTAN

Was schwatztest du da?
Was schwer ich mir erbeutet,
ohne Bangen wahr' ich's fur mich!

LOGE

Schlimm dann steht's um mein Versprechen,
das ich den Klagenden gab!

WOTAN

Dein Versprechen bindet mich nicht;
als Beute bleibt mir der Reif.

FAFNER

Doch hier zur Losung must du ihn legen.

WOTAN

Fordert frech, was ihr wollt,
alles gewahr' ich;
um alle Welt,
doch nicht fahren lass' ich den Ring!

FASOLT

(zieht wutend Freia hinter dem Horte hervor)

Aus denn ist's, beim Alten bleibt's;
nun folgt uns Freia fur immer!

FREIA

Hilfe! Hilfe!

FRICKA

Harter Gott, gib ihnen nach!

FROH

Spare das Gold nicht!

DONNER

Spende den Ring doch!

(Fafner halt den fortdrangenden Fasolt noch auf; alle stehen besturzt)

WOTAN

Last mich in Ruh'!

Den Reif geb' ich nicht!

(Wotan wendet sich zurnend zur Seite. Die Buhne hat sich von neuem verfinstert; aus der Felskluft zur Seite bricht ein blaulicher Schein hervor: in ihm wird plotzlich Erda sichtbar, die bis zu halber Leibeshohe aus der Tiefe aufsteigt; sie ist von edler Gestalt, weithin von schwarzem Haar umwallt.)

ERDA

(die Hand mahnend gegen Wotan ausstreckend)

Weiche, Wotan! Weiche!
Flieh' des Ringes Fluch!
Rettungslos dunklem Verderben weiht dich sein Gewinn.

WOTAN

Wer bist du, mahnendes Weib?

ERDA

Wie alles war - weis ich;
wie alles wird, wie alles sein wird,
seh' ich auch, -
der ew'gen Welt Ur-Wala,
Erda, mahnt deinen Mut.

Drei der Tochter,
ur-erschaff'ne, gebar mein Schos;
was ich sehe, sagen dir nachtlich die Nornen.

Doch hochste Gefahr fuhrt mich heut'
selbst zu dir her.
Hore! Hore! Hore!
Alles was ist, endet.
Ein dust'rer Tag dammert den Gottern:
dir rat' ich, meide den Ring!

(sie versinkt langsam bis an die Brust, wahrend der blauliche Schein zu dunkeln beginnt)

WOTAN

Geheimnis-hehr
hallt mir dein Wort:
weile, das mehr ich wisse!

ERDA

(im Versinken)

Ich warnte dich; du weist genug:
sinn' in Sorg' und Furcht!

(sie verschwindet ganzlich)

WOTAN

Soll ich sorgen und furchten,
dich mus ich fassen, alles erfahren!

(er will der Verschwindenden in die Kluft nach, um sie zu halten. Froh und Fricka werfen sich ihm entgegen und halten ihn zuruck)

FRICKA

Was willst du, Wutender?

FROH

Halt' ein, Wotan!
Scheue die Edle, achte ihr Wort!

(Wotan starrt sinnend vor sich hin)

DONNER

(sich entschlossen zu den Riesen wendend)

Hort, ihr Riesen !

Zuruck, und harret:
das Gold wird euch gegeben.

FREIA

Darf ich es hoffen?
Dunkt euch Holda wirklich der Losung wert?

(Alle blicken gespannt auf Wotan; dieser nach tiefem Sinnen zu sich kommend, erfast seinen Speer und schwenkt ihn wie zum Zeichen eines mutigen Entschlusses)

WOTAN

Zu mir, Freia!

Du bist befreit.
Wieder gekauft kehr' uns die Jugend zuruck!

Ihr Riesen, nehmt euren Ring!

(er wirft den Ring auf den Hort)

(Die Riesen lassen Freia los; sie eilt freudig auf die Gotter zu, die sie abwechselnd langere Zeit in hochster Freude liebkosen.Fafner breitet sogleich einen ungeheuren Sack aus und macht sich uber den Hort her, um ihn da hineinzuschichten)

FASOLT

(dem Bruder sich entgegenwerfend)

Halt, du Gieriger! Gonne mir auch was!
Redliche Teilung taugt uns beiden.

FAFNER

Mehr an der Maid als am Gold
lag dir verliebtem Geck:
mit Muh' zum Tausch vermocht' ich dich Toren;
Ohne zu teilen, hattest du Freia gefreit:
teil' ich den Hort,
billig behalt' ich die groste Halfte fur mich.

FASOLT

Schandlicher du! Mir diesen Schimpf?

(zu den Gottern)

Euch ruf' ich zu Richtern:
teilet nach Recht uns redlich den Hort!

(Wotan wendet sich verachtlich ab)

LOGE

Den Hort las ihn raffen;
halte du nur auf den Ring!

FASOLT

(sturzt sich auf Fafner, der immerzu eingesackt hat)

Zuruck, du Frecher! Mein ist der Ring;
mir blieb er fur Freias Blick!

(Er greift hastig nach dem Reif. Sie ringen.)

FAFNER

Fort mit der Faust! Der Ring ist mein!

(Fasolt entreist Fafner den Ring)

FASOLT

Ich halt' ihn, mir gehort er!

FAFNER

(mit einem Pfahle nach Fasolt ausholend)

Halt' ihn fest, das er nicht fall'!

(Er streckt Fasolt mit einem Streiche zu Boden, dem Sterbenden entreist er dann hastig den Ring)

FAFNER

Nun blinzle nach Freias Blick!
An den Reif ruhrst du nicht mehr!

(Er steckt den Ring in den Sack und rafft dann gemachlich den Hort vollends ein. Alle Gotter stehen entsetzt. Langes, feierliches Schweigen)

WOTAN

Furchtbar nun erfind' ich des Fluches Kraft!

LOGE

Was gleicht, Wotan, wohl deinem Glucke?
Viel erwarb dir des Ringes Gewinn;
das er nun dir genommen, nutzt dir noch mehr:
deine Feinde - sieh - fallen sich selbst
um das Gold, das du vergabst.

WOTAN

(tief erschuttert)

Wie doch Bangen mich bindet!
Sorg' und Furcht fesseln den Sinn:
wie sie zu enden, lehre mich Erda:
zu ihr mus ich hinab!

FRICKA

(schmeichelnd sich an ihn schmiegend)

Wo weilst du, Wotan?
Winkt dir nicht hold die hehre Burg,
die des Gebieters gastlich bergend nun harrt?

WOTAN

(duster)

Mit bosem Zoll zahlt' ich den Bau.

DONNER

(auf den Hintergrund deutend, der noch in Nebel gehullt ist)

Schwules Gedunst schwebt in der Luft;
lastig ist mir der trube Druck!

Das bleiche Gewolk
samml' ich zu blitzendem Wetter,
das fegt den Himmel mir hell.

(er besteigt einen hohen Felsstein am Talabhange und schwingt dort seinen Hammer; Nebel ziehen sich um ihn zusammen)

He da! He da! He do!
Zu mir, du Geduft! Ihr Dunste, zu mir!
Donner, der Herr, ruft euch zu Heer!

(er schwingt den Hammer)

Auf des Hammers Schwung schwebet herbei!
Dunstig Gedampf! Schwebend Geduft!
Donner, der Herr, ruft euch zu Heer!
He da! He da! He do!

(er verschwindet vollig in einer immer finsterer sich ballenden Gewitterwolke. Man hort Donners Hammerschlag schwer auf den Felsstein fallen: ein starker Blitz entfahrt der Wolke; ein heftiger Donnerschlag folgt. Froh ist mit dem Gewolk verschwunden.)

DONNER

(unsichtbar)

Bruder, hieher! Weise der Brucke den Weg!

(Plotzlich verzieht sich die Wolke; Donner und Froh werden sichtbar: von ihren Fusen aus zieht sich, mit blendendem Leuchten, eine Regenbogenbrucke uber das Tal hinuber bis zur Burg, die jetzt, von der Abendsonne beschienen, im hellsten Glanze erstrahlt. Fafner, der neben der Leiche seines Bruders endlich den ganzen Hort eingerafft, hat, den ungeheuren Sack auf dem Rucken, wahrend Donners Gewitterzauber die Buhne verlassen.)

FROH

(der der Brucke mit der ausgestreckten Hand den Weg uber das Tal angewiesen, zu den Gottern)

Zur Burg fuhrt die Brucke,
leicht, doch fest eurem Fus:
beschreitet kuhn ihren schrecklosen Pfad!

(Wotan und die anderen Gotter sind sprachlos in den prachtigen Anblick verloren)

WOTAN

Abendlich strahlt der Sonne Auge;
in prachtiger Glut prangt glanzend die Burg.
In des Morgens Scheine mutig erschimmernd,
lag sie herrenlos, hehr verlockend vor mir.

Von Morgen bis Abend, in Muh' und Angst,
nicht wonnig ward sie gewonnen!

Es naht die Nacht: vor ihrem Neid
biete sie Bergung nun.

(Wie von einem grosen Gedanken ergriffen, sehr entschlossen)

So grus' ich die Burg,
sicher vor Bang' und Grau'n!

(er wendet sich feierlich zu Fricka)

Folge mir, Frau:
in Walhall wohne mit mir!

FRICKA

Was deutet der Name?
Nie, dunkt mich, hort' ich ihn nennen.

WOTAN

Was, machtig der Furcht,
mein Mut mir erfand,
wenn siegend es lebt,
leg' es den Sinn dir dar!

(er fast Fricka an der Hand und schreitet mit ihr langsam der Brucke zu; Froh, Freia und Donner folgen)

LOGE

(im Vordergrunde verharrend und den Gottern nachblickend)

Ihrem Ende eilen sie zu,
die so stark in Bestehen sich wahnen.

Fast scham' ich mich, mit ihnen zu schaffen;
zur leckenden Lohe mich wieder zu wandeln,
spur' ich lockende Lust:
sie aufzuzehren, die einst mich gezahmt,
statt mit den Blinden blod zu vergehn,
und waren es gottlichste Gotter!

Nicht dumm dunkte mich das!
Bedenken will ich's: wer weis, was ich tu'!

(er geht, um sich den Gottern in nachlassiger Haltung anzuschliesen. Aus der Tiefe hort man den Gesang der Rheintochter heraufschallen)

DIE DREI RHEINTOCHTER

(in der Tiefe des Tales, unsichtbar)

Rheingold! Rheingold! Reines Gold!
Wie lauter und hell leuchtest hold du uns!
Um dich, du klares, wir nun klagen:
gebt uns das Gold!
O gebt uns das reine zuruck!

WOTAN

(im Begriff, den Fus auf die Brucke zu setzen, halt an und wendet sich um)

Welch' Klagen klingt zu mir her?

LOGE

(spaht in das Tal hinab)

Des Rheines Kinder beklagen des Goldes Raub!

WOTAN

Verwunschte Nicker!

(zu Loge)

Wehre ihrem Geneck!

LOGE

(in das Tal hinabrufend)

Ihr da im Wasser, was weint ihr herauf?
Hort, was Wotan euch wunscht!
Glanzt nicht mehr euch Madchen das Gold,
in der Gotter neuem Glanze sonnt euch selig fortan!

(Die Gotter lachen und beschreiten dann die Brucke)

DIE DREI RHEINTOCHTER

(aus der Tiefe)

Rheingold! Rheingold! Reines Gold!
O leuchtete noch in der Tiefe dein laut'rer Tand!
Traulich und treu ist's nur in der Tiefe:
falsch und feig ist, was dort oben sich freut!

(wahrend die Gotter auf der Brucke der Burg zuschreiten, fallt der Vorhang)